Überzeugung tanken auf dem Spreeradweg
Wie am Sonntag angekündigt bin ich am Montag in der Früh nach Bautzen aufgebrochen. Ziel des Tages war es, mit allem Gepäck was auf dem Fahrrad war sicher nach Bautzen und zurückzukommen.
Es folgt ein Bericht über eine Radtour entlang des Spreeradwegs von Spremberg nach Bautzen.
Montag, 20.07.2009
Es ist ein grau-nasser Tag, der Himmel ist bedeckt und das Thermometer verharrt bei 14,8°C.
Ich, Tim, 18 Jahre jung plane eine Fahrradtour mit Trekkingausrüstung nach Bautzen. Dazu ist es nötig zeitig genug aufzustehen und dann ziemlich schnell fertig zu sein. In meinem Fall heißt das: Punkt 6 Uhr klingelt der Wecker und hört erst auf, wenn ich meine müden Glieder zu jenem bewege und die ‚Ist-ja-gut-ich-bin-jetzt-wach – Taste’ drücke. An Hinlegen ist nicht mehr zu denken, viel mehr an Proviant packen, Fahrrad beladen und ‚hübsch’ machen. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Stehen (hatte keine Zeit zum Setzen) und einen schnellen Kakao zwischen Tür und Angel saß ich auch ziemlich schnell im Sattel. Die Uhr zeigte 6:52.
Jetzt aber höchste Eisenbahn eigentlich wollte ich doch schon 6:30 Uhr an diesem Punkt sein.
Ich war bekleidet mit einem kurzärmligen Trikot, darüber ein langärmliges und eine Shorts um die Hüften. So fuhr ich also los gen Bautzen. Die ersten Meter gingen ganz gut, nur möchte ich heut eigentlich mehr als nur ein paar Meter schaffen! Kurzum mir war kalt, zu kalt. Das heißt nach einem Kilometer absatteln, Zelt und Iso-Matte vom Gepäckträger, damit ich an die Fahrradtaschen komme und dann erstmal die schöne warme Outdoorjacke an – ein großer Fehler, wie ich später feststellen werde.
Die Wegqualität bis hier hin ist mir nur all zu gut bekannt, fahre ich doch zur Schulzeit täglich die ersten 5 Kilometer die ich heut auch fahren werde. Ich befinde mich auf dem Fahrradweg zwischen Sellessen und Spremberg. Geringe bis mäßige Steigungen bringen mich etwas ins Schwitzen aber sonst rollt das Radel auf gutem Straßenbelag.
Zu diesem Zeitpunkt nahm ich mit vor die ersten 40 km, das heißt die ersten 2 Stunden, durchzufahren, ohne großartig Pausen zu machen. Ich komme gut durch Spremberg und der nicht asphaltierte Abschnitt von der Polizeiwache bis nach Trattendorf ist kaum merkbar.
Schnell erreichte ich den Ort Spreewitz, von dem man vom Fahrrad aus nicht so viel mitbekommt – eigentlich gar nichts. Schnell weiter Richtung Neustadt, durch diesen Ort fährt man gut durch, man muss einmal die Vorfahrt beachten sonst aber ist hier nicht viel los.
Kurz nach Neustadt dann ein Erlebnis der besondern Art, hier gibt es eine Furt an der Spree und kurz danach ein kleines neu gestaltetes Wasserkraftwerk. (Tipp: Gegenüber kann man auch campen, Boote ausleihen oder im Zimmer übernachten) Ebenso lädt dieses Fleckchen Erde zu einer Rast ein.
Nach dieser „Sehenswürdigkeit“ geht es dann einen endlos scheinenden Radweg entlang nach Sprey bzw. weiter in Richtung des Kraftwerks Boxberg. Der Radweg liegt an einer Landstraße was zur Trübung der Wahrnehmung der Natur führen kann und auf der westlichen Seite des Radweges ist ein Truppenübungsplatz der Bundeswehr, so warnen bzw. verbieten Schilder das Betreten des Waldes. Alles in allem hier ist strampeln angesagt, das wird zwar auf einigen Metern durch Wurzeln stark eingeschränkt aber es handelt sich hierbei wirklich nur um ein paar Meter. Durch den Ort Sprey und vorbei an einer Fischzucht bzw. Gärtnerei erreicht man eine große Kreuzung, hier kann man nun nach links (Osten) abbiegen, um das Kraftwerk zu besichtigen (es soll irgendwo eine Aussichtsplattform vorhanden sein – einfach mal Fragen), oder nach rechts weiter dem Spreeradweg folgen. Hier geht es nun auf und ab, vorbei am Kieswerk Boxberg, bis zum Bärwalder See (rekultivierter – gefluteter – Tagebau). Zeit für meine erste Rast. Nun erahne ich, warum es falsch war, so viel Sachen anzuziehen. Ich brauche nur meinen Arm nach unten baumeln lassen und es tropft! Der Schweiß ist so wie gewollt von den Trikots nach außen abgegeben worden nur hat die Jacke nicht das gehalten, was sie versprach. Resultat eine fast undurchlässige Jacke, an der sich das Wasser nur so sammelte. Ich machte also Rast und schälte mich aus den durchnässten Klamotten, was richtig schön, wenn dann noch ein kühles unangenehmes Lüftchen weht. Aber nicht verzagen laut Schild in Spremberg sind es gute 65 Kilometer nach Bautzen und ich habe erst 40 km. Mit einem trockenen langärmligen Trikot ging es nun weiter nach Uhyst, vorbei am Safariwildrevier am Bärwalder See, kommt man direkt in den Ort hinein. Das Folgen der Beschilderung fällt mir an der ein oder anderen Stelle hier schwer, aber ich wurschtelte mich so durch und habe es endlich geschafft. Die Straßenbelagsqualität hatte bis hier hin nur kurze Aussetzer und war sonst mit einer guten Teerschicht top. Nun aber das Grauen! Der Radweg von Uhyst nach Mönau war nicht geteert und auch sonst nicht befestigt, sprich Waldboden und nach Regen in der Nacht richtig schön pampig. Schön vorsichtig und langsam fuhr ich durch diesen Modder bis endlich wieder Teerstraße in Mönau in Sicht war. Die verlorene Zeit musste wieder eingeholt werden und so fuhr ich immer weiter ohne neue Rast. Durch Lieske durch ging es auf Landstraßen mit wenig Verkehr nach Neudorf. Gut nach Teer und Waldboden fehlte nun noch Kopfsteinpflaster um die Sache rund zu machen, dachten sich wohl die Planer des Spreeradwegs. So führ der Radweg durch Neudorf auf einer schönen 1,1 Kilometer langen Kopfsteinpflaster Straße lang. Dessen zum Trotz ist man froh, mit dem Ausblick an den Start zu gehen, dass dies der einzige längere Abschnitt Kopfsteinpflaster ist.
Weiter geht es auf einer Mischung aus Waldwegen (in See nähe) und Teerstraße (in den Dörfern / durch die Wälder) durch die Ortschaften: Halbendorf, Geißlitz, Ziegenfauze, Lömischau, Brösa, Salga nach Malschwitz. Malschwitz ist der größte Ort zwischen Uhyst und Bautzen, den man direkt durchfährt. Hier kann Rast gemacht werden und es ist auch eine Einkaufsmöglichkeit im Ort vorhanden. Ich fahre hier aber auch nur durch, da es Zeit ist zum Ankommen. Der nächste Ort Niedergurig hat eine verwirrende Streckenführung bzw. die Schilder sind nicht immer gut zu erkennen/finden. Hat man es geschafft, befindet man sich auf schon halb auf der Zielgeraden. Denn nun muss man nur noch den Anstieg zur Talsperre hoch schaffen und man kann die ersten Berge in weiter Ferne betrachten. Meine Tour endet an der Talsperre Bautzen und so packe ich mich dort erst einmal gemütlich ins Graß und lege meine Sachen zum Trocknen aus. So langsam kommen mir die ersten Zweifel ob ich es schaffe 200 km am heutigen Tag zu fahren. Es ist 11 Uhr, als ich an der Talsperre ankomme, so habe ich gute 4 Stunden für 71 km gebraucht. 10 km zu wenig um 200 km am Tag gut zu schaffen.
Mein Entschluss steht somit fest, ich fahre keine 200 km am Tag auf der Tour Brandenburg.
Nach 30 min Pause packe ich meine Sachen und möchte weiterradeln. Es fahren 2 Trekker an mir vorbei und grüßen, wie auch alles anderen die ich bisher getroffen habe. Es ist mir neu das sich Radler untereinander grüßen aber seit ich in Sachsen bin grüßt mich jeder der mehr als ne Handtasche auf dem Gepäckträger hat. Schon schön als Trekker erkannt zu werden, so werde ich nun zukünftig auch alle mir entgegen kommenden Gepäckradler grüßen.
Die zwei Herren fahren vor mir im gemütlichen Tempo und ich halte mich immer schön hinter ihnen, um nicht den Anschein zu geben, dass ich drängeln wollte. An der Auffahrt zum Radweg, weg von der Talsperre, überhole ich sie dann und grüße nochmals. Da die beiden an jeder Wegabzweigung auf Ihre Karte schauen, frage ich einfach so aus dem Bauch heraus, wo es denn hingehen soll. Sie erzählen mir das Sie sich auf dem Spreeradweg befinden und heute noch nach Spremberg wollen. Wir kommen so ins Gespräch und unterhalten uns etwas über Radfahren und ich bin begeistert endlich mal mit eingefleischten Trekkern mich unterhalten zu können. Ich frage nach Ausrüstung, bisher Erlebten und so kommt es das Ich als lebendige Karte diene und wir gemeinsam fahren. Leider kenn ich nicht mal die Namen der beiden bzw. habe weder Kontakt Daten noch sonstige Kontaktmöglichkeit zu ihnen. Schade im Nachhinein, dafür haben sie aber meine Visitenkarte. 😉 Wir radeln den Weg den ich bereits gekommen bin und sie scheinen sichtlich dankbar für meine Navigationshilfe. Wir fahren mit einem 18er Schnitt schön gemütlich durch die Ortschaften bis nach Lieske. Hier verlangen die beiden nach einer Rast. Ok setzen wir uns einen Moment. Gut ich hab jetzt nicht gedacht, dass sie ein Picknick daraus machen, aber so findet man noch mehr Zeit über viele Dinge zusprechen. Man erfährt das es für einige Menschen etwas Besonderes ist einen Storch zu sehen oder anderes Getier. (Gib es im Westen Deutschlands wohl nicht)
Kurz nach unserem Aufbrechen holen uns zwei Damen ein die ebenfalls den Spreeradweg beradeln. Es stellt sich heraus das die 4 sich kannten und im gleichen Hotel zu Beginn der Tour übernachteten. Unsere lustige Gruppe fuhr weiter bis zum Bärwalder See, wo wir uns trennten, da die weibliche Sektion eine Pause machen wollte, wir aber gerade erst von einer Pause losfuhren. Einer der Zwei ist ein Fan von Altindustrie und interessierte sich somit stark für das Kraftwerk Boxberg. Wir fuhren kurz auf das Gelände, was aber nicht viel brachte, da man nichts sah und wir das mit der Aussichtsplattform die irgendwo existieren soll auch erst zu spät erfahren haben. Wir fuhren wieder zurück und sahen an der Kreuzung die „Mädels“ radeln. Die hatten aber eine gute Geschwindigkeit drauf so das Wir sie nicht wirklich einholen konnten, ohne gleich mal alles zu geben. Ein Platzregen tat dann auch noch sein Übriges und so stoppten wir zum Glück noch rechtzeitig unter einer Brücke. Die beiden Frauen fuhren indes weiter und störten sich nicht an dem was von oben kam. Für uns ging es bei Sonnenschein weiter und wir fuhren recht zügig durch die frische Luft, die der Regen mit sich brachte. An der Furt der Spree bzw. dem Wehr vor Neustadt trafen wir 5 wieder aufeinander. Wir unterhielten uns über dies und das und erfreuten uns an so manchen Geschichten, die aus den Zeiten standen, wo Ost und West noch getrennt waren. Es war ein tolles Erlebnis diese „Gesprächsstunde“. Nach einiger verstrichener Zeit fuhren wir in Gruppe weiter bis nach Neustadt. Hier haben die Mädels ein Zimmer zur Übernachtung gebucht während die beiden Männer noch bis zur Talsperre nach Spremberg müssen. Abschiede sind immer schwer und solche, wo man nicht weis wann man sich wieder sieht und ob man sich überhaupt wiedersieht, erst recht. Also standen wir nun vor dem Etablissement und verabschiedeten uns ordnungsgemäß bevor wir weiterfuhren.
Wir fuhren gemütlich wie gewohnt hauptsächlich durch Wald und vorbei an Feldern und Wiesen. Die Straße hier war wie bereits erwähnt sehr gut ausgebaut und nur vereinzelt drangen Wurzeln durch die Teerdecke. So war es bald geschafft und Sachsen lag hinter uns, wir fuhren somit in Spremberg ein. Der Weg führte uns entlang der Spree nach Bühlow und dann entlang dem Stausee zum Spreecamp – dem Ziel der beiden aus dem Ruhrpott.
Für mich geht somit eine schöne Tour zu Ende, die mein Denken über Trekkingtouren verändert hat und mein Wissen darüber mit Tipps erweitert hat. Ich bin zum ersten Mal mit Gepäck gefahren, habe wildfremde Menschen begleitet und schlussendlich festgestellt das Tour Fahrer meistens kontaktfreudig und sehr freundlich sind.
Ich möchte mich bei den 4 Leuten bedanken, dass ich sie begleiten durfte, und freue mich auf viele weitere Touren mit noch viel mehr kontaktfreudigen Fahrern.
Zum Schluss möchte ich allen, die den Spreeradweg befahren, viel Spaß und Freude wünschen und natürlich ein gutes Gelingen. Auf das alle gut und unfallfrei ankommen!
Danke auch an alle die sich diesen doch recht umfangreichen Bericht, über den Teilabschnitt Spremberg – Bautzen, bis zum Schluss durchgelesen haben.
Allzeit gute Fahrt wünscht
Tim Simmang
PS: Eine ausführliche Karte findet ihr auf http://www.spreeradweg.de/
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