Eine brüderliche Fahrradtour
Eine ganz normale Tour, hat auch so ihre Ironie
Tourbericht – Sellessen, 28.02.2009
Der Frühling hält Einzug
Samstag Morgen die Vögel zwitschern, die Sonne lacht und ich hab nach gut 30 Tagen wieder die Möglichkeit mit dem Rad zu fahren, mit dabei mein 5 Jähriger Bruder Michel. Unser Ziel: Die nahe liegende Weltstadt Spremberg! Mehrere Wochen Planung sollten sich an diesem Tag auszahlen und damit ein Reibungsloser Ablauf ermöglicht werden. Zwei Männer, zwei Drahtesel und eins der schönsten Ziele des Jahres vor Augen. Während ich, der ältere, die Schirmherrschaft über den 2 Mann Trupp übernahm, musste sich mein Bruder, der jüngere, als Mitfahrer zufriedenstellen. Ich hatte also das Kommando! Wunderbar.
Am Morgen gegen 10 Uhr schlüpften wir in unsere Rüstung, sattelten die Esel und zogen gen Weltstadt Spremberg. Das Wetter war mit frühlingshaften Temperaturen sehr angenehm, die Wege Schneefrei und die hoch am Himmel stehende Sonne gab uns genug Licht um uns sicher durch das Dickicht zu schlagen. Trotz all‘ dieser günstigen Faktoren kamen wir nur schleppend voran. Der Jüngere kam nur selten mit dem ohnehin schon gedrosselten Tempo des Älteren mit. Immer wieder verlangte er nach einer Rast, um sich einen Schluck aus dem Wasserkelch zu gönnen. Immer wenn der Schirmherr es als unangebracht fand an einer Stelle Rast zu machen, suchte er rasch eine Überzeugende Ausweichmöglichkeit um so geschickt den Jüngern zu überlisten. Der Lichtball bewegte sich unaufhörlich in Richtung Westen und der Zeitmesser zeigte bereits 10:30 Uhr an, als die beiden Gefährten das Stadttor Sprembergs endlich durchquerten. Sie fuhren auf dem Marktplatz Sprembergs ein und banden ihre mürrischen Fuhrwerke mit einem Drahtseil an die aus dem Boden emporragenden Pfosten an. Der Jünger nahm seine eiserne melonenförmige Kappe ab und beide betraten die großen Hallen des CCS. In den Gemäuern des Buchbinders ‚Heron‘ erwarb der Ältere ein modernes Handgebundenes Kulturwerk des Künstlers Mischa-Sarim Verollet, es trägt den Titel „Das Leben ist keine Waldorfschule“ . Desweiteren wurden noch eine moderne Kräutermixtur zur Zahnreinigung und ein paar Bündel hoch modernen Gatter Papiers in den Besitz des Truppführers aufgenommen. Der Mitfahrer agierte bei der Besorgungstour weiterhin als Mitläufer.
Wieder unter freiem Himmel wurde es Zeit an den heimischen Hof wiederzukehren. Aufgrund eines Vorschlags des Jüngeren wurde aber nun ein anderer Weg, als der Hinweg, Richtung Heimat befahren. Dieser führte entlang der Lebensader der Region, welche an jenem Tage an so manchen Stellen bereits über die Ufer getreten war. So bahnten sich die Brüder den Weg durch grüne Wiesen, sumpfige Wälder und matschige Feldwege. Sie pausierten an einer gutbefestigten Stelle nahe des Flusses und stärkten sich für den verbleibenden Heimweg. Der Älter, lass in dem erworbenen Kulturwerk und der Jüngere vergnügte sich am Wegesrand, in dem er gesammeltes Geröll in den lebenswichtigen Fluss beförderte. Aber auch das Ende dieser Rast näherte sich mit riesen Schritten und so zog der 2 Mann Trupp weiter gen Heimat. Durch den Kraftverlust des kleineren Bruders aufgehalten, musste der Trupp die anstrengenden und kräfte zehrende Reise immer wieder ungewollt unterbrechen. Mit einem Machtwort des Truppführers fügt sich der 2te Mann aber schnell den Anforderungen und beide kamen dem Ziel immer näher. Der Fluss eroberte immer mehr Land und staute sich in Richtung Norden und lies so einen See entstehen der dem Jüngeren mächtig imponierte. Er war begeistert von den Wassermassen und folgte dem Älteren ohne Murren. Die matschigen Wege wandelten sich baldig in gutbefahrbare Straßen. Und es gab nur ein Ziel die Festung, das Königreich, die großen Länderen – schlichtweg der Hof der Adelsfamilie, welcher die beiden Gefährten angehörten. Nach einem beschwerlichen Anstieg sah man bereits die nahen Mauern der Heimat. Nach viel Überzeugungsarbeit und unüberschaubaren Nervenverlust, führte der Ältere den Jüngeren vor die Tore der Heimat. Das Fest der Freude begann mit der Heimkehr der Brüder und alle waren glücklich beide wohlerhalten wiederzuhaben. Die treuen Drahtesel wurden in die Stallungen gebracht und die Helden des Tages, die die Tour in die Weltstadt Spremberg erfolgreich gemeistert hatten, fielen geschaft und ausgepowert in die Betten ihrer Schlafgemächer. Der Tag war überstanden, alle Ziele erreicht und die Brüderschaft trotz Differenzen ein weiteres Mal gefestigt.
Das war sie also die Tour des Jahres, das Non-Plus-Ultra oder ’normal‘ ausgedrückt eine Fahrradtour zweier Brüder.
Und wenn sie nicht gestorben sind dann radeln sie noch heute.
Danke für eure Aufmerksamkeit und zum Schluss noch die Karte.
gez. Tim
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